17. November 1989: Erinnern – Aufarbeiten – Wir suchen „Harry“

17.11.1989: Letzte Entlassung aus dem Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau

Heute vor 36 Jahren, am 17. November 1989, verließ der letzte Jugendliche den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.
An diesem Tag erinnern wir an das Unrecht und Leid von über 135.000 Kindern und Jugendlichen, die in den sogenannten Spezialheimen der DDR einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbringen mussten. Die Folgen begleiten viele Betroffene bis heute.

Der 17. November 1989 markiert nicht nur das Ende des Geschlossenen Jugendwerkhofes Torgau. Das Datum erinnert uns jedes Jahr daran, wie wichtig die Aufarbeitung der repressiven Heimerziehung in der DDR bleibt – nicht nur für jene, die damals betroffen waren, sondern auch für die jungen Menschen von heute. Nur wenn wir das Unrecht sichtbar machen und verstehen, können wir daraus eine bessere Zukunft gestalten.

Noch immer sind viele Geschichten und Biografien ungeklärt. Eine davon betrifft Harry, einen 16-jährigen Jungen, der 1970 aus dem Jugendwerkhof floh und drei Tage im Pfarrhaus Annaburg Zuflucht fand. Die Gedenkstätte unterstützt den ehemaligen Annaburger Pfarrer Eckardt Sehmsdorf (88) bei der Suche nach einem Jugendlichen, dessen Geschichte ihn seit 55 Jahren nicht loslässt.

Im April/Mai 1970 suchte Harry Zuflucht im Pfarrhaus Annaburg. Er berichtete, aus dem Jugendwerkhof Torgau geflohen zu sein. Drei Tage blieb er dort, bevor ihn die Polizei abholte. Wenig später kam ein Brief ohne klaren Absender, in dem Harry schrieb, es gehe ihm gut. Pfarrer Sehmsdorf ließ das Gefühl nie los, dass dieser Brief nicht freiwillig entstanden ist.

Bis heute beschäftigt ihn die Geschichte, und er möchte Harry noch einmal wiedersehen.

👉 Wir suchen Harry sowie Menschen, die ihn kannten oder etwas über seinen weiteren Lebensweg wissen.

Hinweise können jederzeit an die Gedenkstätte übermittelt werden.

Kontakt:

Telefon: 03421 714203

Mail: info@jugendwerkhof-torgau.de