Über uns

Fotoausstellung JWH Crimmitschau Gespräche und Fotografien 2012 – 1982

“Die Jugend der anderen”

Gefördert vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Europa

Zeitraum: Januar 2012 bis Dezember 2012

Darstellung des Projektes:

1982/83 entstand im Jugendwerkhof Crimmitschau eine einmalige Fotodokumentation des Alltags der dort lebenden 160 Mädchen. 2012 – 30 Jahre später erkundete ein Foto- und Interviewprojekt, wie es einigen Mädchen von damals heute geht, welche Folgen die Zeit im Jugendwerkhof für ihr weiteres Leben hatte. Eine Ausstellung sowie ein Katalog machen das Ergebnis der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich und unterstützen die derzeitige Aufarbeitung der DDR-Heimgeschichte.

Die Fotodokumentation 1982/83

Für ihre Diplomarbeit an der renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bekam Christiane Eisler 1982/83 die Genehmigung im Jugendwerkhof Crimmitschau zu fotografieren. Über mehrere Monate hinweg belichtete sie ca. 90 Filme, die den Alltag und die innere Verfassung der dort lebenden 160 Mädchen auf subtile Weise und mit einem kritischen Blick einfangen. In Umfang und dokumentarischer Qualität sind diese Aufnahmen einmalig. Neben der Bildreihe des Fotografen Thomas Sandberg, der für eine DDR-Zeitschrift im Jugendwerkhof Wolfersdorf Aufnahmen machen durfte, sind der Gedenkstätte keine weiteren Arbeiten bekannt, welche nicht vom offiziellen Blick auf das Heimleben dominiert werden und die Tristesse im Jugendwerkhof unverstellt zeigen.

Die Foto- und Textdokumentation 2012

Dreißig Jahre später wurden ehemalige Bewohnerinnen der Einrichtung in Crimmitzschau ausfindig gemacht und erneut von Christiane Eisler, heute Fotoagentur Transit Leipzig, fotografiert. Sie erzählten über sich und Ihr Leben, berichteten über Ihre damaligen Erlebnisse und beschrieben, welche Auswirkungen die Monate im Jugendwerkhof auf ihr gesamtes Leben hatten. Materialien wie Wochenberichte sowie Tages- und Wochenpläne aus den Jahren 1981-1983 ergänzen die Dokumentation. Die Interviews hat die Leipziger Journalistin Gundula Lasch gemeinsam mit der Fotografin geführt.

Die Ausstellung

Um stärker für das verdrängte Thema zu sensibilisieren, Vorurteile abzubauen und Realität von DDR-Heimerziehung sichtbar zu machen, ist eine großformatige mobile Ausstellung entstanden. Sie umfasst Fotografien von damals und heute sowie Texttafeln. Sie wird gemeinsam mit Betroffenen von DDR-Heimerziehung  am 18. April 2013 in Torgau eröffnet werden. Es ist geplant, sie auch in den Räumlichkeiten ehemaliger DDR-Spezialheime der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies wird Anstöße liefern, die Geschichte des jeweiligen Heimes vor Ort aufzuarbeiten. Ein Katalog begleitet die Ausstellung.

Zielgruppe

Die Ausstellung rückt Betroffene von DDR-Heimerziehung in den Mittelpunkt. Erzählt wird eine Geschichte “von unten” jenseits der Herrschaftsgeschichte in den Akten. Den Aufnahmen von 1982/83 werden die Gegenwart und die Reflexion über die Vergangenheit gegenübergestellt. Über einen dokumentarisch-künstlerischen Zugang erschließt sich die Thematik, wird Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte initiiert. 

Zum einen richtet sich die Ausstellung an Betroffene, die ihre Heimgeschichte aufarbeiten. Daneben richtet sie sich aber auch an alle Interessierten mit bundesdeutscher oder DDR-Biographie und letztlich natürlich an die nachwachsende Generation. In der historisch-politischen Bildungsarbeit kann fächerübergreifend zum Thema repressive Heimerziehung in der DDR gearbeitet werden. Vergangenheit mit ihren Auswirkungen auf die Gegenwart wird konkret anhand einzelner Biographien nachvollziehbar.

Bearbeiterin: Christiane Eisler, Leipzig  

Eröffnung: 18. April 2013, 18 Uhr, in der Gedenkstätte GJWH Torgau