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»KLANG DER DIKTATUR«

Ein Hörerlebnis im Klassenraum

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Laufzeit: Januar 2018 bis Dezember 2018

Darstellung des Projektes

Das festgeschriebene Erziehungsziel in der DDR war die Herausbildung “sozialistischer Persönlichkeiten”. Unangepasste und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche konnten schnell als “schwererziehbar” gelten und in sogenannte Spezialheime – zur “Umerziehung” – eingewiesen werden. In den Akten finden sich Einweisungsgründe wie “Schulbummelei”, “Herumtreiberei”, “Arbeitsbummelei”, “Desinteresse am Lernen”, “Disziplinverstöße”…


Zu den Spezialheimen zählten die Spezialkinderheime, die Jugendwerkhöfe, die Durchgangsheime, das Kombinat der Sonderheime für Psychodiagnostik und Pädagogisch-Psychologische Therapie und schließlich als “letzte Instanz” der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau. Von 1949 bis 1989 waren ca. 135.000 Minderjährige in diesen Spezialheimen zur Umerziehung zur sozialistischen Persönlichkeit untergebracht.


Den Großteil der Spezialheime bildeten die Spezialkinderheime für “Schwererziehbare” zwischen 6 und 16 Jahren sowie die Jugendwerkhöfe für “schwererziehbare” Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Gegen Ende der DDR gab es 32 Jugendwerkhöfe und 38 Spezialkinderheime. In den Städten und Gemeinden, in denen sich früher solche Heime befanden, gibt es heute durch Umfunktionierung, Verfall oder Abriss kaum noch eine Erinnerung daran. Die Geschichte der Spezialheime droht in Vergessenheit zu geraten.

Doch wie kann man speziell Schüler von heute für die weitreichende Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Umerziehungs-Pädagogik der SED-Herrschaft sensibilisieren und bewirken, in ihrem Umfeld auf Spurensuche zu gehen? Genau dies soll mit dem Bildungsprojekt “Klang der Diktatur: Ein Hörerlebnis im Klassenraum” erreicht werden.

Das Hörspiel »Klang der Diktatur«

Aus Zeitzeugendokumenten der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau sowie den niedergeschriebenen Eindrücken und Gedanken jugendlicher Besucher entstand ein Hörspiel als Bildungsangebot für den Klassenraum. Das Hörspiel setzt sich inhaltlich mit den Machtstrukturen in einer Diktatur auseinander. Dabei wird nicht das persönliche Schicksal eines Betroffenen des Geschlossenen Jugendwerkhofes erzählt, sondern eine fiktive Geschichte in einer dystopischen Zukunft. Eine Geschichte, die jederzeit möglich scheint. Staatliche Repressionen und Folgen für die Kinder und Jugendlichen in einem autoritären System werden erlebbar – denn selbst Zeitzeugenberichte und Gedenkstättenbesuche drohen ihre Wirkung zu verfehlen, wenn das geistige Klima zu Einordnung in den politischen, gesellschaftlichen und soziokulturellen Kontext heute nicht geschaffen werden kann.
Die Verbreitung des Hörspiels erfolgt über einen Datenträger (USB-Stick), der unkompliziert im Unterricht für Schüler ab Klassenstufe 8 im Mittel- und Oberstufenbereich eingesetzt werden kann. Der dazugehörige Flyer enthält alle wichtigen Informationen und verweist zudem auf eine Website, auf der Schüler/Lehrer Hinweise zu den verschiedenen Umerziehungseinrichtungen und Biografien ehemaliger DDR-Heimkinder erhalten. So erfahren sie auch, ob sich eventuell in ihrer Region ein Umerziehungsheim befand. Die Spurensuche in der eigenen Stadt oder Gemeinde wird initiiert: Schüler werden “Forscher” für einen historischen Ort der DDR-Geschichte, die bislang wenig Beachtung und Aufarbeitung im Heimatort fand.


Natürlich kann das Bildungsangebot auch von Schulen genutzt werden, in deren Umfeld keine DDR-Umerziehungseinrichtungen existiert haben. Mit dem neuen Bildungsangebot gibt es nun für Lehrer die Möglichkeit ihre Schüler über das Hörspiel zum Thema hinzuführen und eine Diskussion in Gang zu setzen: »Würde ich Widerstand leisten? Bin ich bereit, mich für meine Freiheit einzusetzen? Wozu bin ich fähig?«  

Wie erhältlich?

Das Hörspiel “Klang der Diktatur” wird bundesweit kostenfrei verschiedenen Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Nach Anfrage erhalten die Institutionen den USB-Stick mit Hörspiel inklusive dazugehörigem Projektflyer, zudem ein Begleitheft zur Dauerausstellung, damit sich die Lehrkräfte thematisch einarbeiten können, sowie die verschiedenen Bildungsangebote und eine Übersicht der Wanderausstellungen der Gedenkstätte.

Die Bildungseinrichtungen können sich direkt an die Gedenkstätte wenden und erhalten anschließend das Hörspiel inklusive dem Begleitmaterial kostenfrei zugeschickt.

Ansprechpartnerin:
Manuela Rummel (Leitung Bildung, Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit)
E-Mail: m.rummel@jugendwerkhof-torgau.de
Telefon: 03421 714203

Ein Projekt der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau.

Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.