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Mobiles Denkzeichen

AUFARBEITEN – AUFKLÄREN – ERINNERN

Mobiles Denkzeichen als interaktiver Lernort im öffentlichen Raum zur Aufklärung und Erinnerung an DDR-Heimerziehung und das Schicksal der Betroffenen

Gefördert durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien

Zeitraum: 2. August 2013 bis 30. September 2014

Darstellung des Projekts

Das Projekt dient dazu, durch Aufarbeitung, Dokumentation, Information und Erinnerung die Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR im öffentlichen Raum sichtbar zu machen und zur gesellschaftlichen Wahrnehmung des Unrechts und Leids in der Heimerziehung beizutragen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema „DDR-Heimerziehung“ soll dabei insbesondere an historischen Orten ausgewählter Umerziehungseinrichtungen und Einweisungsbehörden mit der Installation eines „Mobilen Denkzeichens“ im öffentlichen Raum ermöglicht und befördert werden. Die Aufklärung und Erinnerung an DDR-Heimerziehung und die Schicksale der Betroffenen werden miteinander verbunden. Das „Mobile Denkzeichen“ soll insbesondere Jugendliche, interessierte Bürger und Anwohner anregen, sich mit einem Teil der DDR-Geschichte auseinanderzusetzen, der in unmittelbarer Nähe oder regionaler Umgebung stattfand. Obwohl die Existenz eines Heimes oder Jugendwerkhofes bekannt war, spielte bereits zu DDR-Zeiten die Beschäftigung mit dem Thema und dem Schicksal der Betroffenen für die Anwohner und Bürger kaum eine Rolle.

Das „Mobile Denkzeichen“ soll den historischen Orten nun endlich eine Sprache geben, Aufklärung leisten und Erinnerung ermöglichen, um so zur gesellschaftlichen Wahrnehmung und zum Verständnis für die Schicksale der DDR-Heimkinder beizutragen.

Aufklären und Erinnern: Mobiles Denkzeichen als interaktiver Lernort zur DDR-Heimerziehung – Historischen Orten eine Sprache geben

  • Aufklären durch multimediale Informationsangebote
  • Erinnern durch dreidimensionales Denkzeichen
  • Nachhaltig informieren durch Installation mit QR-Code

Von 1949 bis 1989 durchliefen ca. 500.000 Kinder und Jugendliche das DDR-Heimerziehungssystem. 135.000 Minderjährige waren in diesem Zeitraum in den Spezialheimen untergebracht. Im Jahr 1989 existierten in der DDR insgesamt 474 Heime der DDR-Jugendhilfe, davon waren 38 Spezialkinderheime und 32 Jugendwerkhöfe. Zentral gelenkt, verteilt in der Fläche – das Projekt will das DDR-Umerziehungssystem an exemplarischen historischen Orten sichtbar machen, an denen sich ehemals Spezialheime für als „schwererziehbar“ geltende Kinder und Jugendliche befanden. Ein Teil der DDR-Geschichte ist dort für immer verschwunden, ohne überhaupt im Kontext der Aufarbeitung der SED-Diktatur wahrgenommen und verstanden zu werden. In den Städten und Gemeinden, in denen sich früher Heime befanden, gibt es durch Umfunktionierung, Verfall oder Abriss kaum noch eine Erinnerung an die dortigen Umerziehungseinrichtungen. Im kommunikativen Gedächtnis sind vor allem Vorurteile oder singuläre Beobachtungen über die von der Außenwelt abgeschotteten Spezialheime präsent. Neben den historischen Orten ist weiterhin geplant, das Mobile Denkzeichen mit seinem interaktiven Lernort auf öffentlichen Plätzen der ehemaligen Bezirksstädte der DDR zu präsentieren, wo die Jugendhilfeabteilungen über die Lebenswege von Kindern und Jugendlichen entschieden und sich die geschlossenen Durchgangseinrichtungen für aufgegriffene Kinder und Jugendliche befanden.

Die Ausstellung wird für den Innen- und Außenbereich eines begehbaren Busses konzipiert. Der Besucher erhält einleitend sowohl Informationen zu den Erziehungszielen in der SED-Diktatur sowie zum Umerziehungssystem in den Spezialheimen der DDR selbst. Des Weiteren findet er aufbereitetes Wissen und Materialien zu den ausgewählten historischen Orten und ihrer Geschichte. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Zeit nach 1945, aber auch die jeweilige Vorgeschichte wird einbezogen. Über mit Dokumenten ergänzte Biografien fließen die Perspektiven von ehemaligen Heiminsassen sowie von Mitarbeitern der jeweiligen Einrichtungen ein. Neben den ausführlichen Einzelbiografien werden Interviewauszüge zu bestimmten Themenschwerpunkten erstellt.

Begleitend zur Ausstellung wird ein dreidimensionales Denkzeichen an einem geeigneten Platz im Ort gezeigt, das Interesse weckt und zu einem Besuch des interaktiven Lernortes motiviert. Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten, bleibt eine Installation (Stele/ Tafel o.ä.) vor Ort, über die Passanten grundlegende Informationen zum historischen Ort erhalten. Über einen aufgebrachten QR-Code ist es mit einem Smartphone möglich, weitere Informationen und zwei Beispielbiografien direkt vor Ort abzurufen. Diese Informationen sind gleichzeitig für alle Interessierten auf der Homepage der Gedenkstätte GJWH Torgau abrufbar. 

Potentielle Besucher des Mobilen Denkzeichens sind Jugendliche und Erwachsene in mittelbarer Umgebung des jeweiligen Ausstellungsortes. Dabei ist zu beachten, dass heutige Jugendliche und junge Erwachsene bis Ende 20 vor allem ein über Schule und Elternhaus vermitteltes Wissen über die DDR haben, während Ältere eigene biografische Erfahrung in die Auseinandersetzung mit dem Thema einbringen. Allen gemeinsam ist ein sehr geringes Vorwissen über das DDR-Heimerziehungssystem. Die didaktische Aufbereitung und die Verwendung sogenannter einfacher Sprache soll es auch Menschen mit geringer Sprachkompetenz ermöglichen, die Ausstellung zu rezipieren. Für ein internationales Publikum werden die Ausstellungstexte darüber hinaus auch in englischer Sprache zugänglich sein.

An jedem Ort der Präsentation soll eine Gedenk- und Informationstafel dauerhaft am historischen Gebäude der Heimerziehung installiert werden. Diese Tafeln haben ein gemeinsames Grundlayout (Wiedererkennungswert) und unterscheiden sich lediglich durch kurze Informationen zum jeweiligen historischen Ort. Ausführliche Informationen erhält der Betrachter über einen QR-Code. Eine Beteiligung der Gemeinde an dieser Tafel ist geplant, da diese dauerhaft am historischen Gebäude und letztlich in der Verantwortung der Gemeinde verbleibt.

Das Begleitprogramm inkl. Zeitzeugengespräche ist ein zusätzliches Bildungsangebot während des Präsentationszeitraums für den Leihnehmer und die Bildungsträger der Region.